Da waren es nur noch 14. So viele Mitarbeitende zählt das Team der Aufnahme- und Vermittlungsstelle (AVS) von fördern und wohnen (f & w). Als Mitte März viele Ämter und Behörden den Publikumsverkehr einschränkten, machte das Team weiter. Um die 50 Ratsuchenden kommen seitdem wöchentlich in die Sprechstunde – die Zahl verdoppelte sich. Die AVS hilft Personen mit einer Duldung oder einer Aufenthaltsgestattung weiter. Alle anderen müssen bei den Fachstellen für Wohnungsnotfälle in den Bezirksämtern vorsprechen. Viele Ämter waren zeitweise nur per E-Mail oder Telefon erreichbar – die Brücke schlug die AVS.
Tücken der Telefon-Beratung
Auf telefonische Beratung umzustellen war nur ein Versuch. Das Handy der Teamleiterin Fatemeh Kabiri Hashemi Doust klingelte Tag und Nacht. „Am Telefon kann man nicht immer ideal helfen, wir brauchen Unterlagen, um zu verstehen, worum es geht.“ Nicht immer sind wir die richtige Anlaufstelle, das Team hilft trotzdem weiter. Im direkten Beratungsgespräch ist es einfacher, sich zu verständigen.
Platz gesucht – und gefunden
In Corona-Zeiten kommen verstärkt die Menschen, die jetzt wirklich einen Platz zum Rückzug brauchen: von der Couch bei Freunden oder nach einem Krankenhaus- oder Gefängnis-Aufenthalt. Den Platz finden sie im System von f & w. Das ganze Team organisiert und telefoniert – und hält den Mitarbeitenden in der Beratung den Rücken frei: „Hallo, hier ist die AVS, könnt ihr heute noch jemanden bei euch unterbringen?“ Immer finden sie noch am gleichen Tag eine Lösung für die wohnungslose Person.
Ratsuchende kennen Corona-Anordnungen
Die Beratung übernehmen jeweils 2 oder 3 Mitarbeitende. Gökhan Ersoy ist einer von ihnen. Er berichtet, dass sich alle Ratsuchenden an den Abstand hielten und mit Mund-Nasen-Schutz erscheinen. Trennscheiben haben sie trotzdem aufgebaut, falls jemand keinen hat. Oftmals ist f & w die letzte Hilfe in Hamburg für sie. „Bei uns bekommt jeder einen Platz – und immer wieder eine Chance“, erklärt Ersoy.
Deutsch ist Amtssprache
So viele Sprachen das Team auch beherrscht, mit allen Ratsuchenden eröffnen Sie den Dialog auf Deutsch. Die Sprachkenntnisse des Teams kommen nur zum Einsatz, wenn es nicht anders geht. Und Kinder sind in der Beratung tabu, zumindest, wenn sie die Übersetzung übernehmen sollen. Die Eltern sollen die Sprache selbst lernen, nur das hilft ihnen weiter, betont Teamleiterin Kabiri. Hilfe zur Selbsthilfe: Für die Erwachsenen, eine Chance und für Kabiri eine „kleine“ Mission, die sie nun täglich im Job umsetzen kann.
Unterkunftsalltag aus beruflicher und persönlicher Erfahrung bekannt
Fast alle aus dem Team haben in Unterkünften oder Erstaufnahmen von f & w gearbeitet. Teamleiterin Kabiri und Mitarbeiter Dr. Moqim Safi lebten sogar selbst in einer Wohnunterkunft. Wenn sie mit Wohnungslosen sprechen, wissen sie, wovon sie reden. Beide verstehen, was die Bewohnerinnen und Bewohner bewegt. Aber sie kennen auch die Regeln und Rahmenbedingung. Durch ihre Erfahrung vermitteln sie auf Augenhöhe.
Mehr erfahren: Sprechstunde der AVS
In dieser Rubrik stellen wir Ihnen unsere Alltagsheldinnen und -helden vor. Sie sind für die Menschen in der Gesellschaft da, die – nicht nur in Zeiten von Corona – unsere Hilfe am nötigsten brauchen.