Wenn jeder Handgriff sitzt

In der Dorothea-Buck-Straße findet ein besonderes Beschäftigungsangebot statt: 3mal in der Woche verpacken und etikettieren Bewohner:innen Warnwesten. Menschen mit psychischer Erkrankung aus den Wohnhäusern im Zentrum an der Dorothea-Buck-Straße von Fördern & Wohnen (F&W) sind dabei. Alle, die keiner Arbeit außerhalb nachgehen, können mit anpacken.
Die Maßnahme ist im Bereich der Tagesstrukturierenden Beschäftigungsangebote angesiedelt. Das Angebot findet in Kooperation mit dem Unternehmen HANS HEPP GmbH & Co. KG aus Hamburg statt, Ergotherapeutin Julia Dietmann aus dem Team leitet das Angebot.
Von Fertigung bis Versand
Verpackung und Versand von Warnwesten steht auf dem Programm: Diese sind in allen zugelassenen Kraftfahrzeugen vorhanden. Die Arbeit ist eine serielle Tätigkeit, das bedeutet, es werden immer dieselben Arbeitsschritte nacheinander durchgeführt.
Die Materialien, die gebraucht werden, erreichen Hamburg-Farmsen in Kartons. Diese packen die Teilnehmenden aus und verstauen sie in Schränken. Anschließend erledigen sie diese Arbeitsschritte am Tisch:
- die Warnweste aus der Verpackungsfolie nehmen
- einen Informationseinleger in die Warnweste stecken
- die Warnweste falten
- die gefaltete Warnweste in eine Stofftasche packen
- die Stofftasche in einen Folienbeutel packen
- den Beutel etikettieren.
Es gehören auch andere Trainingsbereiche dazu – wie die Vorbereitung des Arbeitsplatzes, Abzählen der fertigen Produkte, die Ausstellung einer Rechnung und eines Lieferscheins und viele mehr. Die Teilnehmenden haben den ganzen Fertigungsprozess im Blick.
Erfolgserlebnisse haben, etwas schaffen
Für die Gruppe gibt es viele Gründe, dabei zu sein. Das gemeinsame Arbeiten und die feste Tagesstruktur gehören dazu. Mit der Fertigung erfahren sie Wertschätzung. Aus diesen Gründen machen sie mit:
- Sie können eine regelmäßige und strukturierte Beschäftigung kennenlernen
- Sie erhalten und fördern kognitive Fähigkeiten
- Sie steigern ihren Antrieb und ihre Motivation und entwickeln eine Zukunftsperspektive
- Sie überprüfen eigene Grenzen und Fähigkeiten und bauen Kompetenzen für die Arbeit aus: zum Beispiel Pünktlichkeit, Sorgfalt, Belastbarkeit
- Sie erleben Selbstwirksamkeit und stärken ihr Selbstbild
- Sie erhalten eine Motivationszuwendung
Ein Teilnehmer beschreibt, wie wichtig die festen Zeiten am Tag für ihn sind. „Ich habe eine Tagesstruktur und muss morgens aus dem Bett.“ Es sei wichtig für ihn, dass er aufgrund seiner psychischen Erkrankung nicht abgestempelt werde, sondern er bearbeite Aufträge von außerhalb. Das fühle sich gut an.
Ein anderer Teilnehmer beschreibt Ähnliches. „Die Termine geben mir eine Struktur innerhalb der Woche und am Tag. Ich habe Erfolgserlebnisse, jeder Handgriff sitzt.“ Er fühle sich außerdem als Teil der Gruppe. Da er sich noch nicht bereit für eine Beschäftigung auf dem 2. Arbeitsmarkt – zum Beispiel in einer Werkstatt – fühlt, bietet die Arbeit in vertrauten Räumen Sicherheit: Mit sich wiederholenden Arbeitsschritten, bekannten Menschen und ohne lange Wege. Zusätzlich freut er sich, dass er eine kleine Vergütung erhält, von der er sich etwas gönnen kann.
Eine Teilnehmerin betont, wie die Arbeit ihr hilft, den Alltag zu meistern. „Es ist eine gute Ablenkung für mich. Ich habe ein Erfolgserlebnis, ich kann etwas schaffen.“