„Es war und bleibt ein großer Kraftakt, aber es tut auch gut, in Krisen etwas bewirken zu können“, sagt Dr. Arne Nilsson, Sprecher der Geschäftsführung von Fördern & Wohnen (F&W). Das Hamburger Sozialunternehmen hat seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine vor einem Jahr rund 19.000 Unterkunftsplätze neu geschaffen, damit Schutzsuchende eine sichere Bleibe finden.
Leerstehende Büro- oder Schulgebäude, Container-Modulbauten, Hotels oder mobile „Tiny Houses“ – F&W setzt auf flexible Lösungen in der ganzen Stadt. „Wir bauen, mieten und kaufen“, sagt Arne Nilsson. Dabei könne man auch auf eine gute Reserveplanung der Stadt zurückgreifen, die aus den Erfahrungen mit hohen Zuzugszahlen in den Jahren 2015/16 abgeleitet worden sei.
Hilfsorganisationen und Privatunternehmen wirken mit
Rund 200 Unterkünfte, Hotels nicht mitgerechnet, verantwortet Fördern & Wohnen inzwischen. 375 Mitarbeitende wurden im vergangenen Jahr neu eingestellt, weitere werden gesucht. Doch nicht alle neuen Unterkünfte können mit eigenem Personal betrieben werden. „Wir sind sehr froh, dass Hilfsorganisationen, Wohlfahrtsverbände und auch private Unternehmen Unterkünfte in unserem Auftrag mit viel Engagement betreiben“, so Arne Nilsson. „Seit einem Jahr arbeiten wir in Hamburg Hand in Hand.“
Zusammenhalt in der Gesellschaft
Auch viele Freiwillige engagieren sich, zum Beispiel um Menschen aus der Ukraine als Sprachmittler:innen bei Behördengängen oder beim Arztbesuch zu unterstützen. Trotz der Herausforderungen von Pandemie und Energiekrise treffe man auf starken Zusammenhalt in der Gesellschaft, so Nilsson: „Bürger:innen haben Menschen privat aufgenommen, die Stimmung bei den Info-Veranstaltungen zu neuen Unterkunftsstandorten ist aufgeschlossen und konstruktiv.“
Gelernt aus 2015/16
Fördern & Wohnen hat aus den Erfahrungen mit hohen Zuzugszahlen 2015/16 gelernt: Ein Dolmetscher-Pool wurde ebenso eingerichtet wie ein zentrales Kinderschutz-Referat und ein zentrales Notfall-Management. Schlüsselfunktionen und Fach-Referate wurden 2022 personell verstärkt. Auch die Aufnahme- und Vermittlungsstelle wurde 2022 stark ausgebaut, die Steuerung externer Unterkunftsbetreiber kam hinzu. Mobile Teams aus Sozialarbeiter:innen wurden geschaffen, um die Schutzsuchenden an den vielen neuen Standorten beraten zu können.
„Die Mitarbeitenden von F&W leisten Beeindruckendes, um die aktuelle Herausforderung zu meistern“, sagt Staatsrätin Petra Lotzkat, Aufsichtsratsvorsitzende bei F&W. „Dass im zurückliegenden Jahr so viele tausend Unterkunftsplätze fast geräuschlos in Betrieb gegangen sind, ist auf die Erfahrung des Unternehmens aus den vergangenen Jahren zurückzuführen, aber auch der Stärke von F&W zu verdanken, sich im Interesse der Schutzsuchenden immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen.“
2023 werden weitere 10.000 Plätze gebraucht
Hamburg will 2023 weitere 10.000 Unterkunftsplätze schaffen. Gesucht werden geeignete Grundstücke und Immobilien sowie Hotelzimmer-Kontingente. 900 Plätze sollen im zweiten Quartal in der ehemaligen Postbank-Zentrale in der City-Nord in Betrieb gehen, auch viele kleinere Standorte sind kurz vor der Fertigstellung, darunter Erweiterungen bestehender Unterkünfte in Bergedorf, Rahlstedt und Billbrook.
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