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Mit Nadel und Faden und viel Herz – integrativ aktiv in Jenfeld

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Seit Herbst 2022 rattern die Nähmaschinen im Begegnungshaus Elfsaal in Jenfeld. Die Nähmaschinen wurden aus Spendengeldern von „Welcome to Wandsbek“ sowie per Antrag des Quartiersbeirates Elfsaal aus Mitteln des Bezirksamtes Wandsbek finanziert. Unter der Regie von Schneidermeisterin Klarissa Qualmann treffen sich bis zu 12 Frauen aus den Unterkünften mit der Perspektive Wohnen –  zum Nähen, Ändern, Reparieren oder Upcyclen. Für die 57-jährige ein echtes Herzensprojekt.  5 Fragen an die selbständige Schneidermeisterin aus Bramfeld.

War es ihr Traumjob Schneidermeisterin zu werden?

Nein, gar nicht. Handarbeit war immer ein Hobby, aber ich träumte davon, als Stewardess durch die Welt zu jetten oder als Entwicklungshelferin zu arbeiten. Meine berufliche Laufbahn hat sich zufällig entwickelt. Gestartet bin ich als Rechtsanwaltsgehilfin, war Sekretärin beim damaligen Oberbürgermeister von Bonn und habe danach viele Jahre als Repräsentantin der Academy of Finance in Bonn in der Vermarktung von Qualifizierungsprogrammen für Menschen in der Bankbranche gearbeitet.

Sieht so aus, als hätten sich Ihre Kindheitsträume erfüllt. Immer viel unterwegs und Menschen in ihrer Entwicklung fördern. Wie sind Sie zu Nadel und Faden gekommen?

Eines Abends stand ich vor meinem Koffer und konnte ihn nicht packen. Nach vielen erfolgreichen, aber auch anstrengenden Jahren spielte die Gesundheit nicht mehr mit und ich musste einen Gang zurückschalten. Die Diagnose lautete Erschöpfungsdepression. Es folgten Therapien und auch ein beruflicher Neustart. Kurz vor dem 50. Geburtstag verschickte ich Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz als Maßschneiderin. Es meldete sich der renommierte Herrenschneidermeister Sandro Dühnforth, den ich mit meinem Ehrgeiz und meinem Willen überzeugen konnte. Nach der Ausbildung reizte es mich, auch noch die Meisterschule zu besuchen. Vor einem Jahr legte ich die Prüfung ab und bin nun auch Lehrlingswartin bei der Handwerkskammer. „Klarissas Kleiderwerkstatt“ habe ich bereits 2020 gegründet.

Sie haben viel Erfahrung in der Ausbildung und Anleitung von Nähgruppen. Gibt es etwas, das hier anders ist?

Die Neugier der Frauen, wie sie sich gegenseitig unterstützen und wie ihr Selbstbewusstsein wächst, wenn etwas gut gelungen ist. Die Freude, die sie in der Gemeinschaft haben, steht im Mittelpunkt und nicht das perfekte Ergebnis. Manchmal wird etwas Leckeres zu essen mitgebracht und getanzt. Es tut auch mir gut, wenn es den Frauen so gefällt. Zunächst war ich die „Hüterin der Nähmaschinen“, jetzt vertrauen mir die Frauen  als Beraterin.

Wie geht es weiter mit der Nähgruppe?

Ich habe große Lust weiterzumachen, denn es gibt noch viel zu lernen. Zukünftig soll dann eine der Teilnehmerinnen die Leitung der Gruppe übernehmen. 

Wir halten auch Ausschau nach Freiwilligen aus der Nachbarschaft, die die Aufgabe übernehmen möchten. Die Nähmaschinen warten auf neue Aufträge. Es bleibt noch die Frage, was ihr Lieblingskleidungsstück ist?

Das Kleid auf dem Foto, das ich aus einem alten Bettbezug genäht habe. Ich möchte anderen zeigen, wie man aus alten Sachen stylische neue Lieblingsstücke macht. Noch so ein Herzensprojekt.

Mehr erfahren: Unterkünfte mit der Perspektive Wohnen und Freiwillig engagieren

Schneidermeisterin Klarissa Qualmann in selbstgeschneidertem Kleid Foto: Yvonne Schmedemann Fotografie Hamburg

Schneidermeisterin Klarissa Qualmann in selbstgeschneidertem Kleid Foto: Yvonne Schmedemann Fotografie Hamburg

Allgemeine Kontaktdaten Fördern und Wohnen

  • Susanne Schwendtke, Pressesprecherin
    Heidenkampsweg 98
    20097 Hamburg
  • 040 428 35 33 45
  • 040 428 35 35 84