Im Begegnungshaus Elfsaal werden Eltern mit Migrationsgeschichte zu Teilhabemacher:innen
Im offenen Begegnungshaus in Jenfeld von Fördern & Wohnen (F&W) werden Eltern zu ElternLotsen – sie qualifizieren sich, zugewanderte Familien mit kleinen Kindern ehrenamtlich zu unterstützen. Diese begleiten sie individuell, kultursensibel, an ihrem Bedarf orientiert und ergänzen damit bestehende Angebote im Stadtteil.
Von frühkindlicher Bildung über Stadtteilkunde bis hin zum sozialen Leistungssystem werden die Teilnehmenden in 16 Wochen zu Lots:innen, schildert Natascha Becker von Unternehmer ohne Grenzen e.V., die das Angebot leiten. Das Projekt wird von der Sozialbehörde Hamburg gefördert und dem Bezirksamt Wandsbek finanziert. „2022 haben wir in Wandsbek-Kern und Jenfeld angefangen. Seitdem haben 30 Leute die Ausbildung abgeschlossen“, so Becker – fast alle sind bis heute aktiv, sie kommen aus dem Viertel und arbeiten mit Familien dort.
Gemeinsam für Familien
Marwa Popal, Katarina Heinz, Rasha Alyousef und Komal Ghai gehören dazu. „Menschen und Gesellschaft sind mein Hobby, ich möchte helfen“, sagt Alyousef. In Syrien arbeitete sie als Kindergärtnerin, und solange sie noch nicht in den Beruf zurück kann, bringt sie sich ehrenamtlich ein. „Ich finde es toll, sich Zeit zu nehmen, Gespräche zu führen, in Kontakt zu kommen“, sagt auch Katarina Heinz. „Die Ausbildung hat mich außerdem in meinem Selbstbewusstsein als Mutter gestärkt.“
„Ich bin sowieso sozial engagiert und helfe gern Anderen, und bei einem Frauenfrühstück, das ich organisiert habe, wurde ich auf die ElternLotsen aufmerksam“, schildert Marwa Popal. Mit ihrer Erstsprache Farsi/Dari unterstützt sie Familien aus Afghanistan und Iran, auch ihren Ehemann konnte sie für das Ehrenamt gewinnen.
Viel Bedarf und manche Herausforderung
Das Angebot ist niedrigschwellig, Familien können sich anonym anmelden. 6 Monate werden sie begleitet, dann müssen sie ohne Lotse weitermachen. Die Lotsenarbeit ist nicht immer nur einfach. „Natürlich erleben wir auch schwierige Situationen. Manche Familien wünschen sich mehr Unterstützung als wir leisten können“, erzählt Popal. In monatlichen Reflektionstreffen tauschen sich die Lots:innen aus, besprechen Fälle, geben sich Rückendeckung.
Besonders schwer ist es, wenn Außenstehende die Lots:innen nicht unterstützen, weil sie das Format nicht kennen. „Umso wichtiger ist es, dass wir das Angebot bekannter machen!“, ist allen ein Anliegen.
Kraft durch Kooperation
Das Begegnungshaus Elfsaal bei F&W ist einzigartig: 2017 eröffnet, bietet es Raum für eine Vielzahl an Angeboten. Alle entstehen in Zusammenarbeit mit freien Trägern und richten sich an den Stadtteil. „Kooperationen machen das Begegnungshaus aus“, sagt Leiterin Christiane Schröder, „Vereine, Migrantenselbstorganisationen, Freiwillige – hier können sich alle entfalten.“