Ein paar Kinder rollen auf ihren Fahrrädern über den Hof. Eine Frau mit einem Handtuch im Haar verlässt den Sanitär-Container. Wir sind zu Besuch in der Interimsunterkunft Beltgens Garten. Das Büro-Gebäude beherbergte früher Jobcenter und ein Reise-Impfzentrum und sollte abgerissen werden. Seit August 2022 betreibt Fördern & Wohnen (F&W) hier eine Unterkunft für Schutzsuchende aus der Ukraine – mit rund 250 Plätzen. In Hamburg ist es eine von 27 Interimsstandorten, in denen F&W ukrainische Geflüchtete unterbringt. Neben weiteren Notstandorten und Zimmern in Pensionen und Hotels werden diese Unterkünfte in Hamburg genutzt.
Die Flure wechseln sich in Gelb und Grün ab, große bunte Bilder zieren den Eingang, die Wege und Zimmer sind genau beschildert. Teamleiterin Sandra Wiedemann sagt lächelnd: „Es macht mir einfach Spaß, einen Standort aufzubauen, ihn nach den Vorgaben der öffentlich-rechtlichen Unterbringung herzurichten und mit einfachen Mitteln und den richtigen Partner:innen freundlich aussehen lassen.“
Aufbau mit kollegialer Unterstützung
Das Gebäude wurde zügig in eine Gemeinschaftsunterkunft umfunktioniert. F&W hat Herde eingebaut, einen Wäsche-Keller eingerichtet und zusätzliche Sanitär- und Duschcontainer im Hof aufgestellt. Als der Platzbedarf stieg, hat das Team kurzerhand auch ehemalige Bürotechnik-Räume in nützliche Zimmer umgewandelt. Eine Unterkunft zu betreiben: Das beinhaltet mehr als die Zimmer mit Betten und Schränken auszustatten. Regelmäßige Kontrollen von Hygiene, Brandschutz und Sicherheit gehören neben der Organisatin von Ein- und Auszügen zu den vielen Aufgaben des Teams. Beim Aufbau unterstützten Mitarbeitende des Technischen Dienstes (TD) aus einer benachbarten Unterkunft. Jetzt steht dem Team der TD Erkan Esen bei der Belegung und für Reparaturen zur Seite.
„Hier selbst kochen zu können, das ist für viele wichtig“, sagt Fahad Saeb Salim, der als Aushilfe ins Team kam und nun als Unterkunftsmanager tätig ist. Er spricht aus eigener Erfahrung. Das sei eine Überraschung gewesen, erinnert sich Sandra Wiedemann, als die langjährige Freiwillige Maria und unser Kollege Fahad sich hier im Beltgens Garten wiedertrafen und sich freudig umarmten. Denn die beiden kannten sich aus der Zeit, als Salim selbst in einer Unterkunft von F&W lebte – und Maria ihm half.
Freiwilliges Engagement mit Musik und Kunst, Spiel- und Sprachangebot für Kinder gefragt
Die Freiwillige Maria Rehmer-Plotnykov ist seit 2015 bei F&W aktiv. So lange begleitet sie Bewohner:innen zu Ärzten und Ämtern. Sie spricht auch Russisch. „An dieser Stelle ist freiwilliges Engagement eine gute Ergänzung unserer Orientierungsberatung“, betont Teamleiterin Wiedemann. Malen und Musik: Das machen hier zwei Kooperationspartner:innen. Die großen bunten Bilder im Flur hat Sara Vahedi vom MalOrt Bei den Linden mit den Bewohner:innen gemalt. Im Vorbeigehen grüßen die Kinder freudig das Team und verfolgen es mit neugierigen Blicken. Ein ehrenamtliches Spiel- und Sprachangebot für Kinder käme in der Unterkunft sicher gut an. „Wir würden uns freuen, wenn jemand unseren großen Gruppenraum betreut und ihn mit Büchern und Spielzeug ausstattet. Kinder brauchen auch mal Raum nur für sich und zum Spielen“, betont Wiedemann.
Orientierungsberatung
Zurück vom Rundgang, endet im Büro von F&W gerade die Nachmittagssprechstunde. Eine Frau steht in der Tür von Unterkunfts- und Sozialmanager Vadim Juchtenko, er sagt: „In der Beratung erreichen uns viele Fragen rund um Arbeit, Wohnung und Anträge bei Ämtern." Das Team hilft im Unterkunftsalltag, vermittelt bei Konflikten oder unterstützt bei der Orientierung im Stadtteil: Wo gibt es Angebote für Kinder, Einkaufsmöglichkeiten, Beratungsstellen oder Praxen.
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