„Nur beim Malen spüre ich geistige Freiheit“, sagt Malte Kaiser. Sein 1-Zimmer-Apartment in Hamburg-Farmsen wimmelt von Stiften, Pinseln und Zeichenblättern. An den Wänden hängen vielfarbige abstrakte Gemälde. Seinen eigentlichen Arbeitsplatz hat der 64-Jährige aber im „Atelier der Schlumper“ im Karoviertel. In dessen Galerie stellt er aus. Demnächst werden Werke von ihm, wie früher schon, auch in Berlin gezeigt.
Malte Kaiser hat eine psychische Erkrankung und lebt damit selbstständig. Seit 2002 wohnt er in einer Wohngemeinschaft von Fördern & Wohnen (F&W). Zu seinem Apartment im Traberweg gehört ein eigenes Bad. Wohnzimmer und Wohnküche teilt er sich mit seinen Mitbewohner:innen. „Trotz meiner schwierigen Voraussetzungen, bin ich hier gut gediehen“, sagt der Maler und Grafiker. „Die Mitarbeiterinnen setzen sich sehr ein und verdienen höchstes Lob.“
Die wertvolle Erfahrung, Konflikte zu lösen
Barbara Challier, bei F&W Teamleiterin der ASP, gehört zu den erfahrenen Fachkräften, die Menschen wie Malte Kaiser ein selbstständiges Leben ermöglichen. „Auf dem freien Wohnungsmarkt sind psychisch Erkrankte oft verloren und isoliert“, sagt die Diplom-Sozialpädagogin. „Hier können sie Gemeinschaft erleben.“ Das Zusammenleben bringe selbstverständlich auch Herausforderungen mit sich, so Challier. „Wie in allen WGs gibt es auch hier Konflikte, doch die Bewohner machen die wertvolle Erfahrung, dass sie sie lösen können.“
3 Wohngemeinschaften mit 4 bis 8 Bewohner.innen betreibt F&W im Traberweg, weitere an anderen Standorten in Wandsbek. Innerhalb der WGs werden die Pflichten aufgeteilt. Malte Kaiser ist für das Altpapier zuständig und wischt im Wohnzimmer. Dort sieht er abends auch gerne das Hamburg Journal. Ab und zu schaut er auf einen Plausch bei den Büros der Mitarbeiter:innen vorbei – das ist hier gern gesehen.
Darts, Kicker und „inklusiver Snack“
Wer Lust auf mehr Geselligkeit hat, geht ein paar Schritte in den Treffpunkt Traberweg. Hier kann man zum Beispiel mittwochs Darts oder Kicker spielen, donnerstags am Kinoabend teilnehmen oder einfach nur Leute treffen. Mittags gibt es das „inklusive Snackangebot“, das einige Bewohner:innen zusammen mit dem Team von F&W zubereiten. Auch Nachbar:innen kommen zum Essen.
Jede:r Bewohner:in hat eine Bezugsbetreuer:in, Ergotherapeut:innen laden zum Werkeln ein. Auch Bewegungs- und Bildungsangebote gehören zum Programm. Einmal im Monat trifft sich der „Runde Tisch“, um Fragen zu besprechen, die alle betreffen.
Malte Kaiser geht auf in seinem künstlerischen Schaffen. Anregend erzählt er von seinem Kunststudium und erläutert seine Werke. Offen geht er mit den Herausforderungen seiner Erkrankung um. Doch er zieht sich auch gerne zurück. Dass die Mitarbeiter:innen von F&W für ihn da sind, bedeutet ihm viel: „Ich schätze das Vertraute. Ich habe hier ein gutes Leben.“